
Was wäre, wenn Kinder früh lernen würden, andere zu verstehen?
Und warum das oft nicht passiert obwohl es so viel verändern könnte
„Das hat er doch mit Absicht gemacht!“
„Die ignoriert mich einfach.“
„Ich versteh nicht, warum sie so reagiert.“
Solche Sätze kennen wir alle nicht nur als Erwachsene. Auch Kinder sagen (und fühlen) so etwas. Und jedes Mal spüren wir: Da fehlt etwas. Ein Puzzlestück, das uns helfen würde, andere besser zu verstehen.
Was wäre, wenn wir genau das früh gelernt hätten?
Wenn Kinder verstehen, dass andere Menschen eine eigene innere Welt haben mit Gefühlen, Gedanken, Auslösern dann verändert das etwas. In der Kommunikation. In Beziehungen. Im Selbstbild.
Kurzer Einblick: Forschungen aus der Entwicklungspsychologie zeigen: Die Fähigkeit zum Perspektivwechsel (Theory of Mind) entwickelt sich etwa ab dem 4. Lebensjahr wird aber selten bewusst gefördert. Dabei hat sie Einfluss auf Empathie, soziale Kompetenz und Konfliktlösung.
Stell dir vor, Kinder lernen früh, dass ein anderer Rückzug nicht immer Ablehnung bedeutet. Dass Wut oft Hilflosigkeit ist. Und dass jemand laut werden kann, weil er nicht weiß, wie er sich sonst bemerkbar machen soll.
Dann hätten wir weniger Streit und mehr Verständnis.
Weniger Schuldzuweisungen und mehr Verbindung.
Weniger Rückzug und mehr echtes Zuhören.
Warum das so selten passiert
Weil viele Erwachsene es selbst nie gelernt haben. Eltern, Lehrer, Bezugspersonen sie alle tragen Prägungen in sich. Glaubenssätze wie:
„Reiß dich zusammen.“
„Gefühle machen schwach.“
„Du musst funktionieren.“
Wenn Menschen selbst nie gelernt haben, ihre Gefühle einzuordnen wie sollen sie es weitergeben? Also wächst eine Generation heran, die es wieder nicht lernt. Und das System bleibt, wie es ist.
Es ist kein persönliches Versagen. Es ist ein fehlendes Wissen, das wir weitergeben bis jemand innehält.
Was wir ändern können
Wir können anfangen, neugieriger zu werden auf uns selbst und auf andere. Wir können Kindern sagen:
„Es ist okay, wenn du traurig bist.“
„Der andere fühlt vielleicht gerade was anderes das ist nicht gegen dich.“
Und wir können selbst üben, weniger zu bewerten und mehr zu verstehen. Denn Perspektivwechsel ist kein Talent. Es ist eine Fähigkeit. Und sie kann wachsen – mit jedem Gespräch, in dem wir ehrlich zuhören.
Fazit
Du musst nicht perfekt verstehen, was in anderen Menschen vorgeht. Aber du kannst neugierig sein. Und du darfst wissen: Wenn du es nie gelernt hast dann lag das nicht an dir.